Der Bugatti Veyron 16.4 ist ein Supersportwagen, der unter dem Markennamen Bugatti vom Fahrzeughersteller Volkswagen entwickelt wurde. Als Bugatti Veyron 16.4 Super Sport ist er der schnellste straßenzugelassene Seriensportwagen der Welt.
Das Kraftfahrzeug vereint etliche Superlative und Besonderheiten. Dazu zählen unter anderem die namensgebenden 16 Zylinder des 640 kg schweren Motors (530 kg ohne Getriebe), die Anordnung der Zylinder in Doppel-V-Form (kein echter W-Motor), das 110 kg schwere Siebenganggetriebe mit Doppelkupplung, die maximale Leistung von 736 kW (1001 PS), die Höchstgeschwindigkeit von 407 km/h (damit war der Veyron von 2005 bis 2007 das schnellste Serienfahrzeug der Welt), die vier Turbolader, der Maximalverbrauch von bis zu 100 Litern auf 100 km, das maximale Drehmoment von 1250 Nm und die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 2,5 Sekunden. Um das relativ schwere Fahrzeug sicher abbremsen zu können, werden Carbon-Keramik-Bremsscheiben eingebaut, die den Wagen aus 100 km/h in 2,3 Sekunden auf einer Strecke von 31,4 m zum Stehen bringen. Bei Geschwindigkeiten über 240 km/h wird ab einer Bremspedalzeit von 0,4 s automatisch, wie beim Mercedes-Benz SLR McLaren, der Heckspoiler steiler gestellt, wodurch er als Luftbremse wirkt.
Geschichte
Veyron 16.4 Konzeptstudie
Nachdem 1998 der Volkswagen-Konzern die Markenrechte am ehemaligen Automobilhersteller Bugatti übernommen hatte, wurden 1999 zur Wiederbelebung der Marke auf verschiedenen internationalen Automobilmessen insgesamt vier Konzeptfahrzeuge vorgestellt. Auf derInternationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt am Main wurde unter anderem das Sportwagen-Konzept Bugatti Chiron 18.3 vorgestellt, das dem Veyron schon relativ ähnlich sah. Auf der Tokyo Motor Show im selben Jahr wurde die erste Studie des Veyron präsentiert, zu dem Zeitpunkt allerdings noch unter der Namensgebung „Bugatti Veyron EB 18.4“ firmierend und ausgestattet mit einem 18-Zylinder-Motor anstelle des heutigen 16-Zylinder-Motors. Die Entscheidung zur Serienproduktion traf der Volkswagen-Konzern 2001. Der erste fahrbereite Prototypwurde im August 2003 fertiggestellt. Er ist bis auf wenige Details mit der späteren Serienvariante identisch. Bei der Entwicklung zur Serienreife waren jedoch erhebliche technische Probleme zu lösen, so dass der Fertigungsbeginn wiederholt verschoben wurde und sich bis zum September 2005 hinauszögerte.
Design/Aerodynamik [Bearbeiten]
Das Design des Fahrzeugs wurde 1999 vom damaligen Volkswagen-Designchef Hartmut Warkuss in Zusammenarbeit mit dem damals erst 26-jährigen Nachwuchsdesigner Jozef Kabaň– dem späteren Leiter Außendesign von Audi und heutigem Designchef von Škoda – entwickelt und bis zum Beginn der Serienproduktion betreut. Das Design des Wagens führte dabei zu Problemen bei der technischen Umsetzung: Die eher runde Form der Karosserie erzeugte Aerodynamiknachteile, weil sie für die geplante maximale Geschwindigkeit von über 400 km/h nicht optimal ist. Der cw-Wert des Veyron ist für einen Sportwagen relativ hoch und liegt in der normalen Konfiguration mit 0,393 zwischen der eines VW New Beetle (0,38) und einem VW Golf I (0,41).
In der produzierten Version hilft ein hydraulisch ausfahrbarer Heckflügel, den Wagen bei hohen Geschwindigkeiten zu stabilisieren. Das erhöht den Luftwiderstand, womit eigentlich mehr als die vorgesehenen 736 kW notwendig wären um die projektierte Geschwindigkeit zu erreichen. Dieses Problem wurde mit der Einführung des sogenannten „Speed-Keys“ gelöst: In normaler Einstellung erreicht der Wagen 375 km/h, mit dem Speed-Key (eine Art zweiter Zündschlüssel links neben dem Fahrersitz) wird der Wagen abgesenkt auf vorne 65 mm und hinten 70 mm Bodenfreiheit, womit eine Keilform erreicht wird. Der Heckspoiler wird auf 2°-Stellung gefahren, um den Luftwiderstand zu senken, zusätzlich werden die vorderen Diffusorklappen geschlossen, um die Aerodynamik weiter zu verbessern. So kann die Höchstgeschwindigkeit um den Preis einer weitaus schlechteren Handhabung erreicht werden.
In dieser Konfiguration sinkt der cw-Wert auf immerhin 0,36, was im Vergleich zu anderen Sportwagen immer noch einen hohen Wert darstellt. Selbst im Vergleich zu normalen Serienfahrzeugen ist der cw-Wert immer noch recht hoch und entspricht dem eines Geländewagens wie dem Subaru Forester. Allerdings steht dieser cw-Wert auch in unmittelbarem Zusammenhang mit dem benötigten Abtrieb, der für einen ausreichenden Anpressdruck erforderlich ist.[1]
Motor und Getriebe
Bugatti V-Motor mit VR-Zylinderbänken
Weitere Probleme waren der Platzbedarf des 16-Zylinder-Motors. Dieser war ursprünglich als 18-Zylinder-Motor mit drei VR-Zylinderbänken auf einem Kurbeltrieb geplant (diese Anordnung entspricht einem echten W-Motor), jedoch konnte das Konzept nicht realisiert werden. Die Realisierung erfolgte schließlich als unechter W-Motor, einem V-Motor mit zwei VR-Zylinderbänken (15 Grad Zylinderwinkel und 90 Grad V-Winkel). Zudem ist der Motor mit vier Turboladern ausgestattet. Er benötigt zehn Kühler und besitzt zwei Wasserkreisläufe (40 l und 15 l), um bei Höchstgeschwindigkeit und im Stop-and-go-Verkehr nicht zu überhitzen. Zudem wird bei Erreichen einer bestimmten Kühlertemperatur der Heckspoiler auf 2°-Stellung gefahren, um zusätzliche Belüftung im Motorraum zu erreichen (im Topspeed-Modus erfolgt diese direkt). All diese Maßnahmen führen zu einem Leergewicht von fast zwei Tonnen anstelle der geplanten 1550 kg und somit zu erhöhtem Kraftstoffverbrauch. Der Motor wird im Motorenwerk der Volkswagen AG im niedersächsischen Salzgitter gefertigt.
Das Getriebe stellte eine weitere Herausforderung dar. Das Ziel eines leichten, kleinen und langlebigen Getriebes kollidierte mit dem angestrebten maximalen Drehmoment von 1250 Nm. Es handelt sich beim Getriebe um ein von Ricardo entwickeltesDoppelkupplungsgetriebe.
Reifen und Sicherheit
Aufgrund der besonderen Anforderungen mit möglichen Geschwindigkeiten von über 400 km/h entwickelte der Reifenhersteller Michelin eigens für den Veyron neue Hochgeschwindigkeitsreifen. Die Suche nach einem Kompromiss aus Straßentauglichkeit und Belastbarkeit nahm knapp fünf Jahre Entwicklungszeit in Anspruch. Die Reifen vom TypMichelin Pilot Sport PAX sind dabei hauptsächlich für trockene Straßenverhältnisse ausgelegt und aufgrund ihrer Breite und ihres Profils nur eingeschränkt regentauglich.[2]
Auch der Vorderwagen musste überarbeitet werden, um den hohen Crash- und Qualitätsstandards des Volkswagen-Konzerns zu genügen. Das war ebenfalls mit hohem Aufwand verbunden, vor allem weil die Karosserie hauptsächlich aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff besteht.
Höchstgeschwindigkeit
Ende April 2005 überschritt der Veyron auf dem Volkswagen-Prüfgelände in Ehra-Lessien unter Aufsicht des TÜV mehrmals die Grenze von 400 km/h. Die bei diesen Tests ermittelte durchschnittliche Höchstgeschwindigkeit betrug 408,47 km/h, die in den Zulassungspapieren eingetragene Höchstgeschwindigkeit liegt bei 407 km/h.[3] Damit löste er den Dauer 962 LMals schnellsten Seriensportwagen der Welt ab. Nach einer Messung des SSC Ultimate Aero TT am 13. September 2007 durch das Guinness-Buch der Rekorde, bei der eine absolute Höchstgeschwindigkeit von 412 km/h ermittelt wurde, war er vorübergehend nicht mehr der schnellste Wagen mit Straßenzulassung. Am 26. Juni 2010 erreichte der Bugatti Veyron Super Sport mit 1200 PS eine Rekordgeschwindigkeit von 431 km/h.[4] Zum 100. Geburtstag von Bugatti kamen Spekulationen über ein Sondermodell mit der Bezeichnung Centenaireauf, dem eine Leistungssteigerung auf 993 kW (1350 PS) und eine Höchstgeschwindigkeit von 425 km/h nachgesagt wurde. Diese Gerüchte wurden aber nicht bestätigt; vielmehr entpuppte sich der Centenaire als eine zwar speziell ausgestattete, technisch aber unveränderte Variante des Veyron. Anfang Mai 2010 kündigte Ferdinand Piëch jedoch während einer Lehrveranstaltung an der TU Wien an, dass in Zukunft eine weiterentwickelte Variante des Veyron mit 883 kW (1200 PS) in Serie ginge.[5] Diese neue Variante hat einen neuen Geschwindigkeitsrekord mit durchschnittlich 431,072 km/h aufgestellt und ist damit wieder der schnellste Wagen mit Straßenzulassung. Die Verkaufsversion wird die gleiche Technik haben, aber aufgrund der Serien-Reifen auf 415 km/h limitiert sein.[6]
Serienfertigung
Im elsässischen Dorlisheim bei Molsheim ist eine jährliche Produktion von derzeit etwa 70 Fahrzeugen vorgesehen. Insgesamt sollen nur 300 Exemplare produziert werden. Laut Aussage des ehemaligen Bugatti-Chefs Thomas Bscher (Rücktritt 10. März 2007, Nachfolger Franz-Josef Paefgen) seien bereits deutlich mehr als einhundert Fahrzeuge verkauft worden. Die Wartezeit betrage mehr als ein halbes Jahr, doch jeder, der bar zahle, könne den Wagen spätestens nach einem Monat abholen, garantierte Bscher.
Die technischen Probleme verlängerten nicht nur die Entwicklungszeit, sondern steigerten auch die Entwicklungskosten. Trotz eines Stückpreises von 1,309 Mio. Euro (inkl. 19 % MwSt.) und geplanten 300 Fahrzeugen wird der Veyron nie Gewinne einfahren.[7] Direkte wirtschaftliche Gewinnerwartungen waren aber auch zu keinem Zeitpunkt die Motivation dieses Prestigeprojekts. Nach Aussage des damaligen VW-Vorstandsvorsitzenden Bernd Pischetsrieder wollte Volkswagen mit dem Bugatti Veyron seine „technische Kompetenz" beweisen, so wie andere Autokonzerne das für weitaus mehr Geld im Rennsport tun.[8]
Modellvarianten
Technisch identische Sondermodelle [Bearbeiten]
Vom Veyron wurden zahlreiche Sondermodelle aufgelegt, die sich vom Grundmodell jeweils durch besondere Außen- und Innengestaltung abheben, technisch jedoch identisch sind. Sie werden jeweils in sehr kleinen Stückzahlen angeboten.
Anlässlich der IAA 2007 in Frankfurt wurde der Bugatti EB 16.4 Veyron Pur Sang (deutsch: Vollblut) vorgestellt, von dem eine Kleinserie von fünf Stück hergestellt wird. Das Sondermodell unterscheidet sich vom Standard-Veyron dadurch, dass auf die übliche Zweiton-Lackierung verzichtet wird. Dadurch werden die Karosserieteile in ihrer eigenen Materialbeschaffenheit sichtbar, als einzige Oberflächenveredelung wurden die Aluminiumteile (Kotflügel und Seitenanbauteile) poliert und die CFK-Teile (alle Hauptkomponenten) klarlackiert. Der Preis beträgt 1,4 Millionen Euro (Netto) statt der 1,3 Millionen des Serienmodells, alle fünf geplanten Exemplare waren bereits am Tag nach der Präsentation verkauft.[9]
Auf dem Autosalon in Genf wurde 2008 der Veyron Fbg par Hermès vorgestellt. Er entstand in Zusammenarbeit mit dem französischen Lederwarenhersteller Hermès. Neben der speziellen Innenausstattung in Sonderleder, wurde der Kühlergrill modifiziert und neue Felgen mit Zentralverschluss verwendet. Ein Kofferset wird mitgeliefert.[10]
Ein Jahr später wurde an gleicher Stelle ein Einzelstück zur Feier des Einhundertjärigen Geburtstags der Marke Bugatti vorgestellt. Der Bleu Centenaire ist, wie der Name vermuten lässt, ganz in Blau gehalten.[11]
Auf dem Concorso d’Eleganza Villa d’Este im gleichen Jahr wurden vier weitere Sondermodelle zum Firmenjubiläum vorgestellt. Die Modelle der Edition Centenaire sind jeweils einem herausragenden Rennfahrer der Marke gewidmet.
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Bugatti EB 16.4 Veyron Pur Sang
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Bugatti Veyron Fbg par Hermès
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Bugatti Centenaire Wimille
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Grand Sport
Seit März 2009 gibt es den Grand Sport, einen Roadster, für 1,4 Millionen Euro (ohne Mwst.) zu kaufen. Die Höchstgeschwindigkeit von über 400 km/h erreicht der Roadster nur, wenn das Polycarbonat-Dachelement eingesetzt ist, mit offenem Dach ist die Geschwindigkeit auf 360 km/h begrenzt. Da das Dachelement jedoch nicht im Kofferraum verstaut werden kann, verfügt der Grand Sport über ein mitführbares Stoff-Notverdeck; mit diesem ist die Geschwindigkeit auf 130 km/h begrenzt.[12]
Super Sport
Im Juli 2010 wurde diese Weiterentwicklung auf dem VW-Prüfgelände Ehra-Lessien getestet. Bei zwei Fahrten (427,9 und 434,2 km/h ) wurde eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 431,1 km/h ermittelt. Damit erhält er einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde als schnellstes Serienfahrzeug der Welt. Durch überarbeitete größere Turbolader und Ladeluftkühler wird eine Leistung von 1.200 PS (882 kW), ein maximales Drehmoment von 1.500 Newtonmeter und eine (zum Schutz der Reifen elektronisch abgeregelte) Spitzengeschwindigkeit von 415 km/h erreicht.[13] Dem Publikum wurde das neue Modell erstmals Mitte August auf diversen Veranstaltungen in Kalifornien vorgestellt. Seit September 2010 wird er gemeinsam mit dem Grand Sport und dem Veyron in Molsheim produziert. Die ersten fünf Fahrzeuge – die sogenannte Weltrekord-Edition – sind bereits verkauft.[14]. Merkmale der Weltrekord-Edition sind die exklusive Zweifarben-Lackierung (schwarzes Sichtcarbon und Arancio Orange) und im Kühlergrill statt eines roten ein schwarzes Bugatti-Logo mit Lettern aus Sterling-Silber.[15]Der Bugatti Super Sport kostet in der Basisversion 1,65 Millionen Euro. Die komplett in Sichtkarbon hergestellte Version kostet 1,85 Millionen Euro und die auf fünf Fahrzeuge limitierte schwarz-orange Sonderversion liegt bei 1,95 Millionen Euro.[16]
Nachfolger
Für 2013 ist ein Modellwechsel geplant. Die zweite Generation des Veyron soll dabei die technischen Superlative der aktuellen Generation noch übertreffen, wobei die Motorleistung jedoch nur moderat auf 919 kW (1250 PS) angehoben werden soll. Darüber hinaus soll auch das Drehmoment gesteigert werden. Trotz Leistungszuwachses ist dabei geplant, den Kraftstoffverbrauch auf unter 20 Liter pro 100 km sowie den CO2-Ausstoß auf rund 450 g pro km zu senken.[17]